Gartenschläfer - Eliomys quercinus


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Der folgende Text stammt aus: "Vu Schléifer a Schlofmais", herausgegeben 1993 vom Musée National d'Histoire Naturelle Lëtzebuerg im Rahmen der Kampagne "Op der rouder Lëscht" über bedrohte Arten in Luxemburg.

Der Gartenschläfer ist der bunteste unserer einheimischen Bilche. Ein sicheres Erkennungsmerkmal ist seine schwarze Gesichtsmaske.

Verbreitungsgebiet
Der Gartenschläfer hat ein ähnliches Verbreitungsgebiet wie der Siebenschläfer. Als einziger Schläfer besiedelt er die ganze Iberische Halbinsel und Nordafrika. In Luxemburg findet man den Gartenschläfer in allen Teilen des Landes, allerdings in unterschiedlicher Dichte. In der Moselgegend und an der Mittel- und Obersauer kommt er ziemlich regelmäßig vor.

Lebensraum, Nest und Revier
Der Gartenschläfer bevorzugt Lebensräume, in denen vor allem Fels und Gestein vorkommen. Er schätzt Mischwälder, z.B. lichte Laubwälder, bewohnt aber auch Fichtenstangenholz an natürlichen Standorten, in steinigem und felsigem Gelände. Im Gegensatz zu seinen anderen beiden einheimischen Verwandten ist der Gartenschläfer weitgehend Bodenbewohner! Besonders in Obstgärten und Weinbergen fühlt er sich zu Hause.

Gartenschläfer bauen ziemlich unordentliche Nester in Baumhöhlen, Spalten oder Löchern im Gestein und in Nistkästen. Eichhörnchenkobel und Vogelnester können um- oder ausgebaut werden. Das Lager besteht meist aus Moos, Haaren, zerschlissenem Grad oder anderem Material. Besonders sauber ist der Gartenschläfer nicht, sein Nest ist häufig kotverschmutzt. Als Kulturfolger sucht er Forsthütten, Stallungen, aber auch Häuser auf. In Obst- und Weinbaugegenden kann er ganzjährig in bewohnten Gebäuden leben und sich von Vorräten und Abfällen ernähren.

Nahrung, Verhalten und Fortpflanzung
Gartenschläfer verlassen das Nest in der Dämmerung, um sich ihre Nahrung zu suchen. Bei ihnen überwiegt, im Gegensatz zu den anderen beiden einheimischen Schläfern, die tierische Kost. Neben Insekten und Tausendfüßlern werden auch Weichtiere, Amphibien, Reptilien und Kleinsäuger gefressen. Der pflanzliche Anteil der Nahrung besteht aus verschiedenen Früchten, Samen, Knospen und Blättern.

Auch für den Gartenschläfer, wie für die anderen einheimischen Schläfer, sind Marder und Eulen die natürlichen Feinde. Im Süden seines Verbreitungsgebietes gehören auch Vipern zu seinen Feinden. Gegen Schlangengift zeigt er eine gewisse Resistenz, so wirkt Viperngift bei ihm nur langsam und nur in hoher Dosis.

Gartenschläfer leben gesellig und sind sehr stimmfreudig. Während der Paarungszeit sind sie besonders lautstark. Alttiere können sich manchmal absondern.

Bei den Gartenschläfern ist ein Wurf pro Jahr die Regel, Zweitwürfe sind eher selten. Das Weibchen sondert sich von seinen Artgenossen ab und bringt nach einer Tragzeit von 21-23 Tagen im Mai/Juni vier bis sechs Junge zur Welt. Es verläßt das Quartier nicht, solange die Jungen noch nackt sind. Bei einer einmaligen Störung werden die Jungen sofort in ein anderes Quartier getragen. 5 Wochen nach der Geburt beginnt die Familie sich aufzulösen, die Jungen können allerdings auch bis zum Winterschlaf zusammenbleiben. Gartenschläfer erreichen ein Höchstalter von 5-6 Jahren.

Winterschlaf
Gartenschläfer halten ihren Winterschlaf von Ende Oktober bis Ende März. Diese Zeit verbringen sie in den verschiedenartigsten Höhlen im Boden, in Bäumen und in Nistkästen. Manchmal überwintern Gartenschläfer auch gemeinsam. In Südeuropa kann ein zusammenhängender Winterschlaf ganz entfallen.

Der Gartenschläfer kann, im Gegensatz zum Siebenschläfer, auch im Sommer spontan in einen winterschlafartigen Zustand (Lethargie) verfallen. Bei stärkerer Abkühlung im Sommer gleicht er seine Körpertemperatur der Außentemperatur an und wird kurzzeitig (mehrere Stunden bis 3 Tage) lethargisch.

Der Gartenschläfer und der Mensch
Noch am Baum hängende, aber schon angebissene Äpfel sprechen eine deutliche Sprache: hier lebt ein Gartenschläfer. Auch anderes Obst, wie Pfirsiche, Birnen und Trauben werden gerne angenommen. In Obst- oder Weinbaugegenden ist der Gartenschläfer nicht sehr beliebt und wurde früher als Obstschädling verfolgt.

Genau wie der Siebenschläfer können auch Gartenschläfer in einem bewohnten Haus zur Plage werden. Da sie sehr gesellig und stimmfreudig sind, verlangt es schon viel Geduld, um mit ihnen unter einem Dach zu wohnen. Die lauten, keckernden oder pfeifenden Töne dieser Untermieter können die Nachtruhe aller anderen Mitbewohner erheblich stören.

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